Trockenheit/Dürre
In diesem Artikel werden wir uns zunächst anschauen, wie sich die Niederschläge der letzten Wochen auf die Trockenheit in den unterschiedlichen Bodenschichten ausgewirkt haben. Außerdem schauen wir in die nahe Zukunft und werfen einen Blick auf die prognostizierten Niederschlagsmengen. Abschließend folgt eine Einschätzung wie sich die Lage bis zum Jahresende weiterentwickeln könnte, anhand von großräumigen Strömungsmustern.
Nach einem verbreitet recht trockenen bis sehr trockenen und vor allem in der Südwesthälfte sommerlichen September breitete sich die Trockenheit im Oberboden wieder sehr stark aus. Nachdem der September eine lange, niederschlagsfreie und sehr warme Periode mit sich brachte stellte sich die Wetterlage gegen Ende des Monats allerdings dann grundlegend um und brachte zunächst durch ein nach Norden ziehendes Mittelmeertief vor allem in Alpennähe und im Osten größere Niederschlagsmengen, die die Trockenheit im Osten zumindest oberflächlich stark gelindert hat. In den ersten beiden Wochen des Oktobers kam es deutschlandweit immer wieder zu Regenfällen auch in den zuvor sehr trockenen Regionen im Westen.
24 h Niederschlagssummen aus der Kombination von Radarsummen und Stationsmessungen für den 07.10, 09.10 und 10.10.2020 (von links nach rechts). (Quelle: eigener Entwurf mithilfe der Radalon Niederschlagssummen des DWD)
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Bei einem Blick auf die Bodenfeuchte wird deutlich, dass die Trockenheit in den oberen Bodenschichten durch die Regenfälle der letzten Wochen in der Osthälfte größtenteils verschwunden ist. Auch im Westen hat sich die Situation deutlich verbessert. Dort sind nur noch einige kleinere Gebiete in Rheinland Pfalz in Hessen, Nordrhein Westfalen und im südlichen Niedersachsen von starker Trockenheit betroffen. Dies spiegelt sich auch beim pflanzenverfügbaren Wasser wider, wonach die Pflanzen vor allem in Teilen von Rheinland Pfalz und Hessen unter leichtem bis mäßigem Trockenstress leiden. In den unteren Bodenschichten in 1,8 m Tiefe sieht die Situation allerdings noch deutlich gravierender aus. Dort herrscht immer noch in weiten Teilen eine große Trockenheit oder Dürre. Im Vergleich zum Oberboden ist der Kontrast vor allem in der Osthälfte sehr groß. Dies liegt aber auch daran, dass die Niederschläge der letzten Wochen dort in den unteren Bodenschichten noch nicht angekommen sind. Damit sich die Lage in allen Schichten dem Normalwert annähert, bräuchte es über 3 bis 4 Monate flächendeckend einen deutlichen Niederschlagsüberschuss von 200 bis 300 mm.
Abweichung der Bodenfeuchte vom langjährigen Mittel des Oberbodens (bis 50 cm Tiefe, von gelb = ungewöhnlich trocken bis dunkelrot außergewöhnliche Dürre) links und das pflanzenverfügbare Wasser
(beginnender Trockenstress bei einer "nutzbaren Feldkapazität von unter 50%, Welkepunkt bei 0%) rechts.
(Quelle: www.ufz.de)
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Somit stellt sich nun die Frage wie sich die Lage in den nächsten Woche entwickelt. Dazu möchten wir uns nun zunächst die Vorhersage und Wetterlage für die nächste Woche anschauen.
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Analysekarte des Bodendruckes (oben) und simulierte akkumulierte Niederschlagsmenge bis Sonntag 18 Oktober 21Z nach dem GFS Modell.
(Quelle: www.wetterzentrale.de)
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Ein scharfer Blick auf die Großwetterlage in Mitteleuropa zeigt eine diffusive Struktur von kleinräumigen Tiefdruckgebieten die für wechselhaftes Wetter mit weiteren Niederschlägen sorgen werden. Dabei ist es mit einer nördlichen Strömung für die Jahreszeit recht kühl. Ein Wintereinbruch ist aber nicht in Sicht. Allenfalls kann es kurzfristig in den höchsten Lagen der Mittelgebirge etwas Schnee geben. Die Niederschlagssummenkarte zeigt recht verbreitet, aber meist nur geringe Niederschlagsmengen von 5 bis 15 mm an. Nur direkt an den Alpen und in der äußersten Osthälfte liegen sie auch darüber. In einem Streifen vom Saarland bis nach Westbrandenburg wird dagegen kaum etwas berechnet. Derzeit deutet sich an, dass es auch über das kommende Wochenende hinaus beim wechselhaften Wetter bleiben wird. Allerdings bei leicht steigenden Temperaturen.
Zum krönenden Abschluss wollen wir nun noch etwas über den Tellerrand hinaus schauen. Dabei werfen wir zunächst einmal einen Blick auf das großräumige Strömungsmuster auf der Nordhemisphäre.
Windgeschwindigkeit und Stromlinien in 300 hPa (9 km) für Dienstag den 13 Oktober auf der Nordhemisphäre.
(Quelle: www.wetterzentrale.de)
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In der oberen Grafik ist der Jetstream (Starkwindband (rot) in der oberen Troposphäre) zu erkennen. Es ist zu sehen, dass dieser auf dem Pazifik recht stark ausgeprägt ist, während er über Europa schwach ist und große Wellen schlägt! Warum ist das nun aber wichtig für die Wettervorhersage?
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An den Jetstream sind Sturm und Orkantiefs gekoppelt, die im Herbst und Winter nicht nur viel Wind sondern auch reichlich Niederschlag bringen. Dies ist häufig der Fall wenn der Jetstream stark ist und von West nach Ost direkt über Mitteleuropa verläuft, also keine großen Wellen schlägt und nicht unterbrochen ist. Ein starker Jetstream ist somit ein Indiz für einen eher milden und vor allem niederschlagsreichen Herbst/Winter. Die Situation kann sich natürlich im Laufe der nächsten Wochen und Monate ändern, allerdings sehen die Langfristmodelle alle bis in den November hinein keine grundlegende Änderung der Wetterlage. Und durch den Klimawandel ist die Periode bestehender Wetterlagen im Mittel länger geworden, sodass die Wahrscheinlichkeit für einen recht kühlen und eher trockenen November und Dezember etwas angestiegen ist.
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Zusammenfassend bleibt zu sagen, dass dies natürlich keine genaue Prognose ist für das Wetter in den nächsten Monate, sondern lediglich ein Hinweis dafür, dass es etwas wahrscheinlicher ist, dass die nächsten Monate in Mitteleuropa eher kühl und etwas zu trocken ausfallen werden.
Sollte diese Situation eintreffen, wären das für Winterfreunde gute Prognosen. Die sehr trockenen tieferen Bodenschichten würden sich dadurch allerdings nicht erholen. Dafür bräuchte es eine länger anhaltende intensive Westwetterlage mit immer wiederkehrenden Niederschlägen.